Bürger-Energie-Genossenschaft

„Was der Einzelne nicht schafft, das schaffen viele.“

Dieser historische Satz von Friedrich Wilhelm Raiffeisen hat Anfang des vergangenen Jahrhunderts für einen gesellschaftlichen Umbruch in der Energieerzeugung und -versorgung in Bayern gesorgt.

Wichtigste Unterstützer waren dabei Landwirte, kleine Gewerbetreibende und Kommunen. Früher wie heute sehen insbesondere die kommunalen Vertreter die Notwendigkeit, die Wertschöpfung in der Region zu halten oder neu zu schaffen. Hierzu bietet sich das Modell der Energiegenossenschaft an.

Bei ihrer Gründung hat sich die Zusammenarbeit von Kommune und Genossenschaftsbank vor Ort bewährt. So vereinen sich in Genossenschaften die wichtigsten Säulen des örtlichen Zusammenlebens: die Kommunen als Entscheidungsträger für die örtlichen Liegenschaften sowie die Bebauungsregeln, die Genossenschaftsbanken als kompetente Berater und Bürger und Gewerbetreibende als tatkräftige Unterstützer.

Die ideale Unternehmensform zur Organisation dezentraler Energieversorgung mit Bürgerbeteiligung ist die Genossenschaft. Sie bietet Kommunen und Bürgern eine demokratische Rechtsform, damit sie die zukünftige Energieversorgung aktiv mitgestalten können. Bürgerinnen und Bürger können so energiewirtschaftliche Projekte in Zusammenarbeit mit der regionalen Genossenschaftsbank vor Ort realisieren – und sich finanziell daran beteiligen.

Mittlerweile sind die Energiegenossenschaften eine bedeutende Mitgliedergruppe der genossenschaftlichen Familie in Bayern. Allein 2013 wurden 43 neue Unternehmen aus dem Energiesektor vom GVB aufgenommen, insgesamt stehen wir bei 240 Energiegenossenschaften in Bayern.

Sie haben als Kommune Interesse an einer Zusammenarbeit bei der Gründung einer Bürgergenossenschaft? Dann sprechen Sie uns an!

BürgerEnergie HoSchMi eG

VR-Bank Memmingen eG und Gemeinde Holzgünz

gründen die BürgerEnergie HoSchMi eG

In der Gemarkung der Gemeinde Holzgünz stehen bereits mehrere große Photovoltaik-Anlagen, die von gebietsfremden Investoren betrieben werden. Als sich im vergangenen Sommer die Möglichkeit ergab, Bürger der Gemeinde in die Investition an einer neuen Anlage mit einzubeziehen, hat der Gemeinderat Holzgünz die Initiative ergriffen. Ein Partner für die Umsetzung wurde schnell gefunden: Die VR-Bank Memmingen eG hat sich sofort bereit erklärt, das Vorhaben umzusetzen, damit die Holzgünzer und Schwaighausener Bürger ihren Wunsch nach einer eigenen ökologischen Stromerzeugung verwirklichen können.

Die BürgerEnergie  HoSchMi eG betreibt einen Photovoltaik-Park mit einer Nennleistung von rund 1,3 Megawatt. Die 5.811 Photovoltaikmodule sollen jährlich rund 1,5 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugen.

Die Gesamtinvestitionen für das Vorhaben betrugen 2,5 Mio. €. Bürger der Gemeinde Holzgünz  und Schwaighausen konnten sich mit Geschäftsguthaben und Nachrangdarlehen an der Finanzierung beteiligen. Die junge Genossenschaft zählt 68 Mitglieder.

Übrigens, „HoSchMi“ steht für Holzgünz-Schwaighausen-Miteinander. Absolut überzeugt von dem neuen Projekt ist Herr Bürgermeister Nagler: „Besonders gefällt mir, dass wir allen Bürgerinnen und Bürgern unserer Gemeinde die Möglichkeit eröffnen, an der Anlage teilzuhaben“.

Nahwärmeversorgung Pleß eG

VR-Bank Memmingen eG und die Nahwärmeversorgung Pleß eG

erstellen ein Nahwärmenetz in der Gemeinde Pleß / Unterallgäu

In der Gemeinde Pleß existieren seit einigen Jahren zwei Biogasanlagen, die bei der Stromerzeugung anfallende Abwärme derzeit nur bedingt nutzen können. Durch das Engagement einiger Plesser Bürger wurde eine Möglichkeit ausgelotet, diese Abwärme in Form eines Nahwärmenetzes zu nutzen.

Da eine Umfrage im Dorf auf großes Interesse gestoßen war, wurde eine Genossenschaft gegründet und auch ein Partner für die Finanzierung wurde schnell gefunden: Die VR-Bank Memmingen eG hat sich sofort bereit erklärt, bei diesem Vorhaben unterstützend einzusteigen, damit die Plesser Bürger ihren Wunsch nach einer ökologischen Energiequelle aus dem eigenen Ort verwirklichen können.

Die Nahwärmeversorgung betreibt künftig ein Nahwärmenetz mit einer Länge von 8900 Metern und versorgt damit insgesamt 123 angeschlossene Gebäude, darunter auch öffentliche Gebäude wie die Kirche, das Rathaus, die Mehrzweckhalle und den Kindergarten.

Der über das Netz abzudeckende Jahresenergiebedarf beträgt insgesamt 2.550 MWh, was durch eine Leistung von 810 kW, die durch die Biogasanlagen erbracht werden kann, abgedeckt wird. Durch dieses Projekt können künftig in Pleß jährlich 825 t CO2 eingespart werden, was umgerechnet ca. elf Tanklastzügen mit Heizöl entspricht.

Die Gesamtinvestition für das Vorhaben beträgt ca 2,7 Mio. €. Dabei konnten sich die Mitglieder der Genossenschaft mit Geschäftsanteilen und Nachrangdarlehen an der Finanzierung beteiligen.

Bezüglich der ausführenden Firmen hat sich die Genossenschaft für zwei renommierte Unternehmen aus der Umgebung entschieden: die Max Wild GmbH und die Alois Müller GmbH.

Die Fertigstellung des Projekts ist für September 2014 geplant. Die Mitglieder der Nahwärmeversorgung können also schon im kommenden Winter ihre Haushalte mit der neuen ökologischen und günstigen Energiequelle beheizen.

Beim offiziellen Spatenstich bezeichneten Landrat Hans-Joachim Weirather, Staatsminister a.D. Josef Miller und Landtagsmitglied Klaus Holetschek dieses Projekt als Vorbild für den Landkreis Unterallgäu und die ganze Region.

Quelle: Nahwärmeversorgung Pleß eG